Ungleichheit als Verhängnis der derzeitigen Selbstdarstellung
Die Ungleichheit ist als maßgebliche Dynamik ein essenzieller Baustein in der Kunst und ist ein Mittel durch das sich seit Jahrhunderten immer neue arten des Verständnisses von Form und Ästhetik entwickelt haben. Durch den konstanten Konsum von Medien hat sich unser Verständnis der Aufnahme von Kunst, Kultur und Nachrichten verändert.
Die übermäßige Nutzung von Social Media und der stetige Kontakt zu Nachrichten wirkt sich sowohl negativ auf die Aufmerksamkeitsspanne als auch unsere Wahrnehmung von Kunst und Kultur aus.
Was heutzutage als „Schön“ angesehen wird hat sich über Jahrhunderte durch immer neue Stilmittel, färben und Herangehensweisen in immer neuen Stilepochen entwickelt. Ungleich zu sein und somit etwas neues zu erschaffen wurde somit zu einer wichtigen dynamik, durch die sich Kunst und Kultur weiterentwickeln konnten. Neue Formen und Stilelemente in passende Formen zu bringen wurde jedoch mit der zeit immer schwieriger, wodurch sich Stilpluralistische Stilepochen bildeten die sich einzig und allein an Stilelementen aus vergangenen Epochen bedienten und diese zu einer neuen Stilepoche ( dem Historismus ) zusammensetzten. Ständiger Wandel und die Kurzlebigkeit von Trends machen es fast unmöglich sich vor dem zuvor schon da gewesenen zu verschließen. Alte Stilelemente werden wieder aufgenommen, in neuen Kontext gesetzt und somit zu neuen Bewegungen. Der verstärkte Zwang sich abzusetzen bringt jedoch auch immer mehr Probleme mit sich. Konstante Konfrontation mit Nachrichten die immer zugänglicher werden haben zur Folge das zu immer radikaleren und polarisierenden Mitteln gegriffen wird um den gezielten Effekt zu erreichen. Dieser Trend ist nicht nur ungesund für einen nachhaltigen Medien- und Nachrichtenkonsum sondern auch für die Selbstdarstellung im künstlerischem Sinne. Immer radikalere Methoden, Themen oder mittel einzusetzen kann zur einer Distanzierung vom Grundgedanken des Erschaffen führen da immer eher der Fokus auf der Abgrenzung vom „Mainstream“ liegt um in der konstanten Flut von zb. Social Media gehör zu finden. Grundgedanke meint hier dreine erschaffen von Kunst ohne einen konkreten Publizierungsgedanken.
Hierbei sei anzumerken dass die Werke die reaktionär aus diesen Trend entstehen keine niedere art der Kunst sind, sondern es hierbei konkret um die Problematik geht die diese mit sich ziehen. Vermehrt fällt der Fokus auf Quantität und somit besteht Gefahr das die generelle Qualität der einzelnen Werke leidet. Vorallem im Beispiel von Social Media ist dies ein zunehmendes Problem für junge Künstler, da diese ein wichtiger und sehr leicht zugänglicher Ort sind um Kunst zu teilen und zu erfahren. Im fall von Social Media sehe ich zunehmend vermehrt das Problem mit Algorithmen, da Richtlinien vorgegeben werden ohne die das Produkt schlussendlich nicht zum Endkonsumenten gelangt. Das anwenden einer genormten Maske ohne die die Interaktion zwischen Künstler und Konsumenten nicht zustande kommt. Es entsteht eine Umverteilung der Prioritäten, das Produkt wird zwangsläufig auf ein vorgegebenes Schema angepasst und nicht wie im Normalfall auf den Endkonsumenten. Da diese genormte Maske nicht ersichtlich zeigt nach welchen werten sie handelt stellt das den Künstler vor neue Herausforderungen. Belohnen Algorithmen stereotypen? Welchen Bezug spielen Moralvorstellungen und welchem kommerziellen Interesse folgen sie?
Der Algorithmus wird zunehmend zum Kurator der die Problematik der Abgrenzung zum „Mainstream“ zu einem Balanceakt macht. Ein feiner Grat zwischen dem folgen eines vorgegebenen Schemas, dem vertreten seiner künstlerischen Werte und sich so abzusetzen dass es als neu angesehen wird und Anklang findet. Mit der Publizierung seiner Werke entsteht erst der Dialog mit dem Konsumenten. Jedoch führt das Wesentliche erschaffen für Social Media dazu dass der Fokus der Prioritäten auf der der Platform und weniger auf dem Erschaffen und derer des Endkonsumenten liegt.
Sich abzusetzen und neues zu schaffen ist eine der wichtigsten Dynamiken in der Selbstdarstellung ohne die kein organischer Wachstum möglich ist. Dies wird jedoch vermehrt zu einer Gratwanderung zwischen dem vertreten seiner Werte, dem gesellschaftlichen anklang zu finden und dem Bedienen einer ungesunden Trendwende.
Meiner Meinung nach ist es umso wichtiger sich seiner werte bewusst zu sein, da durch neue kulturelle und technologische Veränderungen sich diese Dynamiken auf die Kunst und den
Künstler als Person auswirken werden. Diese Probleme sind jedoch schlussendlich folge eines wichtigen Bausteins des Kunstgeschichtlichem Wachstums.
Durch sie entstehen neue reaktionäre Trendwenden, Stilepochen und die Grundlagen neues zu erschaffen.
Sebastian Wilsch